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Förderverein
Altes Rathaus Seckenheim e.V.
"Aufgabe des Gebäudes wäre Bankrotterklärung"
SECKENHEIM: Denkmalschützer Dr. Wenz führt durch das Historische
Rathaus
Der für Mannheim zuständige Gebietsreferent beim Regierungspräsidium
Karlsruhe, Denkmalpfleger Dr. Martin Wenz, besuchte das Seckenheimer Rathaus.
Hier traf er auf viele Interessenten, darunter Stadtbaudirektor Rainer
Pappel, die gekommen waren, um mehr über "ihr" historisches
Rathaus zu erfahren. Der Förderverein "Altes Rathaus" hatte
eingeladen, und dessen stellvertretender Chef, Dr. Stefan Kranz, versprach
einen informativen Abend.
Der Kunsthistoriker und Architekt Dr. Wenz erinnerte daran, dass das
Haus vor 35 Jahren von Gemeindesekretariat und Polizei verlassen, ungenutzt
dem Abbruch preisgegeben war, hätten sich nicht Seckenheimer Bürger
vor ihr Rathaus gestellt und eine Renovierung erreicht. Auch jetzt sei
es dringend geboten, Maßnahmen zu ergreifen, um weiteren Schaden
von dem Gebäude abzuwenden. Anhand verschiedener kurpfälzischer
Rathäuser ordnete er die baulichen Besonderheiten des Seckenheimer
Exemplars ein und spekulierte über dessen Aussehen vor dem Anbau
von 1828. Das älteste bekannte Foto datiert etwa um 1890 und zeigt
das Haus noch mit Klappläden und zwei Torbogen zu den Planken hin.
Auch da schon stand die Madonnenstatue von 1730 an ihrem Platz. Bei Umbaumaßnahmen
1899/1900 waren die Bögen zugemauert, bei der Sanierung 1975 wieder
hergestellt und an der Hauptstraßenseite neu ausgeführt worden.
Nachdem Dr. Wenz auch an die historische, überregionale Bedeutung
des Spiel-, Gerichts- und Rathauses erinnert hatte, zeigte eine Besichtigung
von Keller, Treppenhaus und Dachstuhl dringenden Handlungsbedarf. Die
Stahlträger der Kellerdecke von 1899 sind verrostet, das Sandsteinmauerwerk
ist feucht. Dauerhafte Abstützung und gute Belüftung sind hier
mindestens nötig. Das sehr schöne Treppenhaus war ursprünglich
wohl bemalt. "Vielleicht findet man bei der Renovierung noch was",
weckte Dr. Wenz Neugierde. Ohne Zweifel eindrucksvoll ist der Dachstuhl,
der weitgehend im Originalzustand von 1718 erhalten, wenn auch ziemlich
beschädigt ist. Das Türmchen mache Probleme, räumte der
Denkmalpfleger ein, es müsse aber erhalten werden. "Es wäre
eine Bankrotterklärung, ein solches Gebäude aufzugeben",
erklärte der Experte, und kein Teilnehmer widersprach ihm da. Nun
gehe es darum, die Finanzierung zusammen zu bekommen, wobei auch eine
Unterstützung durch Denkmalstiftungen denkbar sei.
Dr. Kranz unterstrich noch einmal den Bürgerwillen, das Haus zu
erhalten und umfänglich zu nutzen. Zum weiteren Procedere zeigte
er sich zuversichtlich und erfreut, schließlich habe man nun im
Regierungspräsidium einen weiteren wichtigen Fürsprecher gefunden.
hat
© Mannheimer Morgen - 7. Dezember 2005
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